Die geschichliche Entwicklung
Das damalige „Institut für Hebezeuge, Transportanlagen und Baumaschinen“ wurde 1927 an der damaligen Technischen Hochschule Stuttgart gegründet. Durch die Einführung dieser Laboratorien für experimentelle Untersuchungen sollte die theorielastige Ausbildung in den Ingenieurstudiengänge praxisnaher gestaltet werden. Als erster Institutsleiter wurde Professor Richard Woernle nach Stuttgart berufen. Woernle hatte sich in seiner Promotion und Habilitation mit den Problemstellungen der Seiltechnik beschäftigt und etablierte die Seilforschung am Institut.
Als Nachfolger übernahm Otto Kranz 1943 die Leitung des Institutes. Bis zu seiner Berufung hatte Hugo Müller, ein Schüler und langjähriger Mitarbeiter Woernles, das Institut kommissarisch geführt. Die Getriebetechnik und die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten in der Fördertechnik waren ein besonderes Anliegen von Kranz. Durch die Berufung von Kranz änderte sich der Name des Institutes nun in „Institut für Fördertechnik, Getriebetechnik und Baumaschinen“. 1950 wurde der Neubau für an der Holzgartenstraße 15 begonnen, hier waren zunächst mehrere Institute mit ihren Versuchsanlagen untergebracht.
1961 übernahm Hugo Müller nach dem Tod von Professor Kranz erneut die Leitung des Institutes. Der Schwerpunkt seiner Forschungsarbeiten waren Drahtseile und Untersuchungen an Hanfseilen und am Institut wurde wieder verstärkt Seilforschung und -technik betrieben.
Mit der Übernahme der Institutsleitung durch Professor Franz Beisteiner im Jahre 1963 erweiterte sich das Aufgabengebiet um die Berechnung, Konstruktion und Anwendung von Fördergeräten und Flurförderzeugen. Im Zuge einer Umstrukturierung im Jahre 1969 entstand die Abteilung ‚Triebwerkforschung‘.
1977 wurde Professor Klaus Feyrer an die Universität Stuttgart berufen und übernahm am „Institut für Fördertechnik“ die Abteilung ‚Seiltechnik‘, die er bis 2007 leitete. In mehr als 20 Jahre hat Feyrer Drahtseilforschung und Untersuchungen zur Lebensdauer und Sicherheit von Seilen betrieben, seine Publikationen gehören zu den Standardwerken von Forschern und Anwendern in der Seilbranche. Weltweite Bekanntheit und Verbreitung in der Seilbranche erlangte die vom ihm entwickelte ‚Lebensdauerformel‘.
1989 wurde das Tätigkeitsfeld des Institutes um den Bereich ‚Lagertechnik und Logistik‘ erweitert, die Abteilung wurde bis 2004 von Professor Horst J. Roos geleitet. Neben den klassischen Forschungsthemen der Fördertechnik und des Kranbaus wurden nun auch logistische Fragestellungen und Konzepte behandelt. Das Institut beschäftigte sich zunehmend mit den Auswirkungen des E-Commerce auf ihre Wirkungen auf Stadt und Verkehr und der Entwicklung neuer Logistikkonzepte. Neue Arbeitsgebiete waren auch die seinerzeit neue RFID-Technik und deren Anwendung in Industrie und Logistik.
Von 1993 bis 1995 wurde das Institut von Professor Klaus Feyrer kommissarisch geleitet. Professor Karl-Heinz Wehking kam 1995 nach Stuttgart und leitete das Institut als geschäftsführender Direktor bis 2018. In dieser Zeit baute er neue Bereiche wie die Förder-, Lager und Handhabungstechnik für die Entsorgung sowie die allgemeine Fördertechnik auf, das Institut wurde in „Institut für Fördertechnik und Logistik“ umbenannt. Forschung und Lehre wurde auf die Bereiche Materialflusstechnik, technische Logistik und Intralogistik ausgedehnt. Innovative Forschungs- und Entwicklungsprojekte im Bereich der Seiltechnik („Hybride Intelligente Konstruktionselemente“ (HIKE) sowie der Förder- und Materialflusstechnik (wie die fahrerlosen Transportfahrzeuge „KaTe“ und „Doppelkufensystem“) konnten umgesetzt werden.
Seit März 2019 hat Robert Schulz die Professur für Fördertechnik, Intralogistik und Technische Logistik inne und leitet das Institut. Seine zentralen Forschungsschwerpunkte reichen von der klassischen Fördertechnik bis hin zu wandlungsfähigen Logistiksystemen. Behandelt werden alle wesentlichen Gebiete der Technischen Logistik: So stellen neben der Auslegung, Berechnung und Konstruktion auch die Planung, Simulation und Optimierung von Logistikprozessen sowie die Rolle des Menschen in der Intralogistik wesentliche Forschungsschwerpunkte dar. Im Bereich der Seiltechnologie zählen Projekte zur Bestimmung der Lebensdauer von Draht- und Faserseilen, experimentelle Untersuchungen sowie Entwicklungen in der Seilbahntechnik zu den Schwerpunktthemen. Wichtige Bereiche des Institutes sind weiterhin die Baumusterprüfungen und Zertifizierungen von Persönlicher Schutzausrüstung im Bergsport (PSA) sowie Notifizierungen und Zulassungen für die regelmäßigen Prüfungen von Seilbahnen.
Als Mitglied des Stuttgarter Maschinenbaus der Universität Stuttgart – einem Netzwerk von Instituten zweier Fakultäten, universitären Einrichtungen und außeruniversitären Partnern – betreibt das Institut interdisziplinäre Forschung und zukunftsorientierte Ausbildung von Ingenieur*innen.